Aus der Geschichte des Turn- und Sportvereins Malchin e.V.

Bereits im bürgerlichen Männerturnverein (M.T.V.) Malchin, gegründet am 03.05.1879 gab es zahlreiche Turnriegen. Das organisierte Sporttreiben in Vereinen war vorwiegend der bürgerlichen Bevölkerung in Malchin vorbehalten. Eine Ausnahme bildete der Arbeiterradfahrerbund mit einer Abteilung Kunstradfahren, gegründet1897, in dem überwiegend Arbeitersportler organisiert waren. Höhepunkte zu dieser Zeit waren das Schauturnen und die Gauturnfeste.

Im Juni 1816 wurde im Hainholz der erste Sportplatz der Stadt Malchin eingeweiht. Turnvater Jahn war Vorbild der Schüler bei der Erziehung im Turnen.

Der Sportplatz im Herzen der Stadt Malchin entstand am Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Steintor (Lindenstraße). Auf ihm weideten vorher Kühe zwischen Grasbüscheln und Schilf.
Er war aber bereits um 1900 auf einer Karte markiert. Diese Fläche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit vielen Ladungen Sand aus dem Hainholz zu einer für die damalige Zeit respektablen Sportstätte gestaltet. Aber bereits 1924 wurde er für die militärische Ertüchtigung genutzt.

Die Turnhalle in der Lindenstraße wurde am 11.11.1911 inklusive Zentralheizung, Gasbeleuchtung und fließend Wasser fertig gestellt. Sie diente vorwiegend der Nutzung für Turn- und Gymnastikübungen.

Ein Stein vor der Turnhalle mit der Inschrift: „Den gefallenen Turnern zum Gedächtnis 1914-18 M.T.V.“ erinnert an die Opfer unter den Sportlern während des 1. Weltkrieges.

Das Winterhilfswerk nutzte diese Turnhalle zum Sammeln und Verpacken von Lebensmitteln von 1934 an.

Mit der Naziherrschaft wurde es den Sportlern durch das Ermächtigungsgesetz (Notstandsgesetz) unmöglich, ihr Vereinsleben zu pflegen. Sowohl Gewerkschaften als auch Arbeiterorganisationen und Vereine wurden zugunsten des Militarismus und der Weltherrschaft zerschlagen. Der Sport diente lediglich der aktiven Kriegsvorbereitung. Zu diesem Zweck arbeitete seit 1935 der von der Heeresschule Neustrelitz abkommandierte Alfred Schwarzmann in Malchin. Eine weitere unsportliche Bestimmung fand die Turnhalle Lindenstraße mit der Errichtung eines Lazaretts für die Wehrmacht.

Nach Ende des 2. Weltkrieges begann das Vereinsleben zögerlich. Mit der Zerschlagung des Faschismus und dem Einzug der sowjetischen Besatzungsmacht durfte die Bevölkerung mit Billigung der Alliieren die Vereine aufleben lassen. Im Herbst 1946 gründete sich dann die Sportgemeinschaft (SG) Einheit mit den Sektionen Fußball, Schach, Handball, Angeln und Leichtathletik.
Dazu stießen dann 1947 die Sektionen Tennis, Rudern, Radsport und Tischtennis. Erster Vorsitzender wurde Heinrich Bohl. Technischer Leiter und Kreissportreferent Heinz Schulz und zum Schriftführer und Hauptkassierer wurde Willi Taubert berufen.

Ab der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949 wurde dem Sport große Bedeutung zuteil. Systematisch waren die Funktionäre auf der Suche nach Talenten in Schulen und Vereinen. In Leistungszentren sowie Kinder- und Jugendsportzentren erfuhren die zukünftigen Kader umfangreiche Förderungen. So ist es nicht verwunderlich, dass die kleine DDR nach den USA und der UdSSR die drittstärkste Sportnation war.

Im Jahr 1955 endete die Existenz der SG Einheit Malchin aus finanziellen Gründen. Eine neue Heimat fanden deren Sektionen in der Betriebssportgemeinschaft Lok Malchin (BSG).
Damit hatte der Vereinssport einen starken Trägerbetrieb hinter sich. Zu den Wettkämpfen konnten die Sportler nun kostenlos die Bahn nutzen (gut ausgebautes Netz).
Zum Vorsitzenden wurde Werner Reinhold gewählt. Er übte diesen Posten bis 1985 aus. Im zur Seite als 2. Vorsitzender stand Rudi Hewelt und Gerhard Hempel übernahm das Amt des Schatzmeisters, das er von der BSG Lok über den Eisenbahnersportverein (ESV) bis in den Turn- und Sportverein (TSV) 50 Jahre lang ausübte. Im Vorstand waren weiterhin Franz Spichalla – Leiter Tennis Annelise Schössow – Leiter Handball Heinz Ehlers – Leiter Schach Karl Schulz – Leiter Segeln.

Die Bauarbeiten für das heutige Walter-Block-Stadion begannen am 15.03.1966. Mit 70.000 MDN in 1966 und noch mal 80.000 MDN in 1967 konnte die Stadt Malchin diese Anlage errichten lassen. Die Sportler der BSG Lok Malchin verpflichteten sich zu 3000 NAW-Stunden, konnten diese aber nicht bis zur Eröffnung des Stadions am 05.10.1969 abliefern. Somit stellten sie sich für spätere Erhaltungsaufwendungen zur Verfügung.

Die Eröffnungsveranstaltung vor mehr als 700 Zuschauern vollzog der amtierende Bürgermeister, Herr Autenrieb. Symbolisch übergab er den Fußballern einen Ball und den Leichtathleten zwei Speere.

Das zum Stadion gehörige Sportlerheim konnte ab 15.09.1975 von den Sportlern bezogen werden.

Indes, der alte Sportplatz in der Lindenstraße war für die Sportler der BSG Lok ungeeignet. Die Motorballer absolvierten auf im ihre Trainingseinheiten und Spiele. So verwandelte sich in kurzer Zeit der Platz in eine unebene Sandwüste, die witterungsbedingt auch schnell zu einem Schlammbad wurde.

Die Geschicke des Vereins BSG Lok Malchin nahm nach dem Umzug Werner Reinholds 1985 Sportfreund Hans Krüger als Vereinsvorsitzender in die Hände. Er führte den Verein, der 1990 in Eisenbahnersportverein und 1995 in Turn- und Sportverein umbenannt wurde, bis 2005 an.

Die Mitgliederstärke wuchs in dieser Zeit auf ca. 1000 Personen !!

Der Verein betrieb bereits zu DDR-Zeiten eine Lotto-Stelle in der Steinstraße. Dafür wurde er nicht unerheblich am Umsatz beteiligt, was der Vereinskasse zugute kam. Fest angestellt waren in dieser Annahmestelle die Sportfreundinnen Hanna Drews und Gerdi Grunenberg. Else Prusnat übernahm die Vertretung bei Urlaub bzw. Krankheit. Allerdings wurde die Aufrechterhaltung der Lottostelle mit der Wende immer unrentabeler und durch den Verein Ende der 90-iger Jahre eingestellt. Kurze Zeit übernahm Bernd Schwemer den Vertrieb, beendete ihn aber bald wieder.

Im Jahr 1986 fanden sich Aktive zur Gründung einer Sektion Faustball zusammen. Diese Sportart war dann aber wohl doch nicht so attraktiv und wurde bereits 1990 wieder abgemeldet (Sportfreund R. Götze) Mangels Nachwuchs bzw. wegen finanzieller Engpässe mussten die Sektionen Rudern, Ringen, Radfahren und Basketball ihren Trainings- und Wettkampfbetrieb einstellen und aus dem Verein ausscheiden. Dabei war Ringen einst sehr populär in Malchin – Mitte der 80-iger Jahre wurde diese Sektion sogar Trainingszentrum unter Leitung von Manfred Stern.
Und Rudi Götze fungierte als Ringrichter, der sogar international tätig war (Olympische Spiele in Korea).

In der Wendezeit drohte die Sektion Fußball wegen interner Differenzen auseinander zu brechen. Der Vorstand unter Leitung von Hans Krüger verstand es jedoch, die Aktiven wieder an einen Tisch zu bringen und ihre Arbeit wieder aufzunehmen.

Am 27.07.1990 erfolgte die Umbenennung der BSG Lok Malchin in den Eisenbahnersportverein (ESV) Malchin. Den Vorsitz übernahm weiterhin Hans Krüger. Unter seiner Führung erlebte der Verein auch die Marktwirtschaft mit der Einführung der Deutschen Mark. Das RAW Malchin stand als Trägerbetrieb des Vereins nicht mehr zur Verfügung. Damit brach für diesen eine finanzielle Schieflage aus. Durch den umsichtigen Einsatz des Schatzmeisters Gerhard Hempel und diverse Einspareffekte sowie den Abschluss von Sponsorenverträgen konnte der Verein vor dem Untergang bewahrt werden. Doch die finanzielle Notlage des ESV verstärkte sich nochmals im Jahr 1993. Unter Aufbietung aller Kräfte und enormen Sparzwang gelang es wieder, den Verein in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Jedoch trennten sich die Segler vom ESV und gründeten einen eigenständigen Segelverein. Ihnen folgten die Sportler der Sektion Fußball, die auf ihrer Versammlung am 01.05.1994 die Gründung eines eigenen Vereins (FSV) beschlossen hatten. Damit trennten sich weitere 190 Sportler vom Eisenbahnersportverein. Der Kontakt zu beiden Vereinen besteht jedoch weiterhin. Viele Jahre hatten wir das Vereinsbüro des ESV (später TSV) unter dem Dach des FSV und allein durch die Kinder und Jugendlichen, die sich sportlich hier, wie da orientieren bleiben wir in Verbindung.

Im Jahr 1991 richtete der ESV sein erstes gemeinsames Vereinssportfest aus. Dieses Event sollte zur Tradition werden. So haben 1995 11 Erwachsene, 10 Jugendliche und 11 Kinder das Sportabzeichen in Bronze erkämpft. Heute findet diese gemeinsame Aktivität in der Vorweihnachtszeit statt.


Das Vorstandsmitglied Waltraud Tunn war bis 31.03.1995 haupfberuflich beim Kreissport-bund angestellt. Dadurch hatte der Verein stets einen guten Draht zu seiner übergeordneten Stelle.
Ihr Ausscheiden wäre für den Verein sehr nachteilig. Darum bemühte sich der Vorstand des TSV um eine Wiedereinstellung. Die gestaltete sich jedoch als sehr schwierig. Wie in einer Notiz zum 01.07.1995 festgehalten ist, sollte eine Mischfinanzierung durch LSB, Arbeitsamt und Sozialministerium den Arbeitsplatz sichern. Letztendlich wurde sie als hauptberuflicher Organisationsleiter eingestellt und durch den LSB vergütet.

Auch unser langjähriges Vereinsmitglied Walter Kunke sollte über eine Mischfinanzierung eine Festanstellung im Verein erhalten und für den Kinder- und Jugendsport tätig werden.
Doch war die finanzielle Förderung durch den Landes- und den Kreissportbund nur sehr knapp sowie zeitlich sehr kurz befristet. Damit hätte der Verein sozusagen die Kosten allein stemmen müssen. Letztendlich einigten sich Walter Kunke und der Vorstand auf das nicht zustande kommen eines Arbeitsverhältnisses.

Unseren ersten Sportlerball konnten wir 1996 feiern. Nach etwa 10- jähriger Unterbrechung lebte diese Tradition wieder auf. Trotz anfänglichen Startschwierigkeiten erfreut er sich zunehmender Beliebtheit. Wenn auch der kulturelle Rahmen stimmte, so war die Beteiligung doch verhalten. Aber durch den Wegfall von Wohnbezirksfesten oder Betriebsfesten mit Ehepartnern seit der Wende nimmt das Interesse an dieser Veranstaltung von Jahr zu Jahr zu.

Die Stadt Malchin als Träger der Sportstätten gestattete den Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahre die gebührenfreie Nutzung der Trainingsstätten. Im Alter von 16 Jahren haben die Sportler aber noch kein eigenes Einkommen. Darum beantragte der Vorstand des ESV 1994 die gebührenfreie Nutzung bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Dem Antrag wurde statt gegeben – er gilt bis heute.

Da im ESV nicht mindestens 50 % aller Mitglieder Angestellte der Bahn waren, bestand die Bundesbahn darauf, dass wir den Namen Eisenbahnersportverein nicht mehr führen. Demzufolge fand in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 22.11.1994 die Umbenennung in Turn- und Sportverein Malchin e.V. (TSV) statt. Laut Vereinsregisterauszug des Amtsgerichtes Malchin erfolgte die Eintragung am 19.06.1995 unter der Nummer des ESV V15.

Im April des Jahres 2005 übergaben der Vereinsvorsitzende Hans Krüger und der Schatz-meister Gerhard Hempel ihre Ämter an die neuen Vorstandsmitglieder Herbert Weinert und Claudia Hoja.


Die Bedingungen für den Trainings- und Wettkampfbetrieb haben sich von Jahr zu Jahr verbessert. Heute können wir das Walter-Block-Stadion, die Turnhallen der Grundschule, in der Lindenstraße, Am Zachow und in der Basedower Straße nutzen und haben ein Schwimmbad. Dennoch bleiben Wünsche offen. Doch dazu sollen die einzelnen Abteilungen zu Wort kommen.



Die gravierenden Veränderungen seit der Wende forderten unsere alt gedienten Funktionäre und Mitglieder sehr. Konsequent, das Ziel eines gesunden und leistungsfähigen Vereins immer vor Augen, haben sie mit Herzblut und Energie den Breitensport in seiner Vielfalt allen Interessenten zugängig gemacht und erhalten. Daneben zogen sie junge Kader heran, die dieses Erbe weiter führen sollen. Unser Dank und Respekt gilt den Sportlern der Ersten Stunde.

Der TSV heute

Die im TSV organisierten Mitglieder trainieren in 8 Sektionen.

Am Wettkampfgeschehen nehmen zur Zeit die Leichtathleten, die Tennisspieler und die Volleyballer teil. Unsere jungen Basketballer werden wenn sie die Grundlagen beherrschen sicherlich als nächste den Vergleich mit anderen Mannschaften suchen.

Bei den Wanderern kann man nicht von Wettkämpfen sprechen. Doch mit ihren Publikationen in der Öffentlichkeit machen sie auf sich aufmerksam und wecken bei dem Einen oder Anderen das Interesse an einer Teilnahme.

Den Gymnastikdamen geht es im Grunde darum Beweglichkeit, Koordination und Kraft zu stärken bzw. zu erhalten. Wichtig ist ihnen jedoch auch der regelmäßige Kontakt zu Gleichgesinnten.

Da die Tischtennisspieler ihre Aktivitäten nur von Herbst bis Frühjahr ausüben dient dieser Sport in erster Linie der eigenen Fitness. An die Aufnahme eines Wettkampfbetriebes denken die Sportler zur Zeit nicht.

Unsere Schachspieler treffen sich im wöchentlichen Rhythmus.

Alle Abteilungen pflegen regen Kontakt zum Vorstand. Sie leisten gute Zuarbeit, entrichten zeitnah ihre Mitgliedsbeiträge, reichen ihre Rechenschaftsberichte und Finanzpläne pünktlich ein.
Der Trainings- und Wettkampfbetrieb wird von ihnen eigenständig organisiert.

Von Seiten des Vorstandes werden alle Anstrengungen unternommen, den Sportlern best-mögliche Bedingungen für ihre Aktivitäten zu gewährleisten. Die Abstimmung der Hallenzeiten mit der Stadt, die Beantragung und Abrechnung der Fördergelder, die versicherungstechnische Absicherung aller Aktiven, der Kontakt zum Kreissportbund mit der Interessenvertretung des Vereins, die Kontaktpflege zu den Sportlern und Ehrenmitgliedern und die aktuelle Darstellung der finanziellen Situation einer jeden Sektion seien hier als Beispiel genannt.

Jeder Sportler, der Interesse an einer Ausbildung zum Übungsleiter hat wird durch den Vorstand unterstützt und gefördert.

Mit den Veranstaltungen Sportlerball und Sportfest sowie Eröffnung der Tennissaison erhalten alle Sportler die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens und des Erfahrungsaustausches.
Auch die Veranstaltungen ISTAF in Berlin sowie die DKB-Duelle in Neubrandenburg wurden von den Interessierten aller Abteilungen besucht.

Zu den vereinsoffenen Veranstaltungen Swim & Run und Crosslauf sind neben unseren Sportlern natürlich auch nicht in unserem Verein organisierte Teilnehmer gern gesehene Gäste.

Dem Verein steht ein Schaukasten in der Karl-Dressel-Str. für die Veröffentlichung seiner Vereinstätigkeit zur Verfügung – seine Nutzung könnte allerdings aktueller sein. Hier sind neben dem Vorstand die Abteilungen in die Pflicht zu nehmen. Auch die Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse des Nordkurier könnte effizienter sein. Der Leser dürfte den Eindruck gewinnen, die einzige in Malchin betriebene Sportart ist der Fußball. Im Jahr 2006 starteten wir den ersten Versuch der Öffentlichkeitsarbeit unseres Vereins im Internet. Er scheiterte jedoch wie auch der darauf folgende kläglich. Ein Neustart ist in Arbeit und verspricht den gewünschten Erfolg.

Bedanken möchten wir uns bei allen langjährigen Sponsoren des Vereins. Sei es, dass sie eine einzelne Sektion mit Sportbekleidung oder finanziell unter die Arme griffen oder dass sie dem Verein als Ganzes Hilfe und Unterstützung zukommen ließen. Viele Veranstaltungen und Wettkämpfe hätten ohne diese Zuwendungen nicht so gelingen oder ausgeführt werden können. Es wäre müßig, alle Sponsoren aufzuzählen. Zudem besteht die Gefahr jemanden zu vergessen.